Im Museum
mit der Restauratorin Natalie Prader

22.2.2023

Zwei Tage in der Woche arbeitet Natalie im Kunst Museum Winterthur als Restauratorin. Sie schwärmt von der Abwechslung ihres Berufs und macht neugierig, was denn genau so interessant an ihrem Alltag ist.

Die Restauratorin Natalie Prader

Ihre Aufgabe ist es, Kunstobjekte bestmöglich zu erhalten, aufzubewahren oder zu pflegen. Um sich jeweils einen ersten Überblick über den Zustand eines Werks zu verschaffen, untersucht sie es zum Beispiel mithilfe von Streif- und UV-Licht auf allfällige Schäden. So werden unter anderem oberflächliche Veränderungen wie Retuschen sichtbar. Wenn dann plötzlich ein fremder Fingerabdruck auftaucht, stellen sich ihr zahlreiche Fragen: Wem gehört dieser Fingerabdruck? Was hatte sie mit dem Werk zu tun? Welche Geschichte steckt dahinter?

Am meisten gefällt ihr die direkte Arbeit mit den Kunstobjekten. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Gemälde, denn darauf hat sie sich an der HKB (Hochschule der Künste Bern) spezialisiert. Das Arbeiten unter dem Mikroskop, Entdecken und Verkleben von Rissen sowie das Entfernen von Übermalungen mit dem Skalpell sind Teil ihrer Aufgaben, was sie als «super faszinierend» beschreibt. Das Aussergewöhnliche und ein Privileg in ihrem Alltag ist die Nähe zu wertvollen und interessanten Objekten. Dabei betont sie, dass jedes Werk gleich behandelt werden sollte, egal welchen Wert es trägt.

Untersuchung mit Streiflicht für eine genauere Beurteilung der Oberfläche

Untersuchung auf Retuschen mit UV-Licht (dunkle Punkte)

Ihr Arbeitstag besteht aber auch aus administrativer Arbeit. Viel Zeit wendet sie für den Leihverkehr auf, denn bei einem Transport wird ein Gemälde bis zu viermal überprüft und protokolliert. Momentan läuft die Vorbereitung der Ausstellung Caspar David Friedrich. In den nächsten Monaten ist die Restauratorin viel unterwegs, denn sie wird unter anderem in Schweinfurt vor Ort für die Zustandsprotokolle seiner Werke gebraucht.

Parallel restauriert sie zusammen mit ihrer Arbeitskollegin Beatrice Lips mehrere Gemälde. Nebst der Restaurierung gibt es auch konservatorische und präventive Massnahmen wie beispielsweise die Kontrolle der Umgebungsbedingungen (z.B. Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Licht). Wie weit sie bei der Bearbeitung von Werken gehen, ist objektabhängig. Jedes Objekt ist anders und dementsprechend sind die Entscheidungen auch individuell. So gestaltet sich Natalies Alltag vielfältig und sie steht immer wieder vor neuen Herausforderungen, denen sie sich mit grosser Passion widmet.