Nedko Solakov
Being Vallotton
27.09.2025 – 01.02.2026 | Villa Flora
Es war einmal … : Mit diesen Worten erzählen Märchen von einer zurückliegenden Epoche und beschwören eine andere Realität, welche die eigene Wirklichkeitserfahrung durch Illusionen erweitert. Sie haben daher etwas gleichermassen Beunruhigendes wie Befreiendes. Das gilt auch für die «Geschichten» des bulgarischen Künstlers Nedko Solakov, die als zart lavierte Bild-Text-Kombinationen in oft mehrteiligen Zeichnungszyklen entstehen. Spätestens seit der Teilnahme an der Biennale von Venedig (2007) und der documenta (2007 und 2012) gilt der 1957 geborene und in Sofia lebende Nedko Solakov als eine der herausragenden Figuren der internationalen Gegenwartskunst.
Der bildende Künstler ist ein begnadeter Erzähler: Seine Zeichnungen handeln von alltäglichen Begebenheiten, erweisen sich zugleich als absurde Kommentare zum menschlichen Dasein. Solakov hinterfragt in seinem formal vielfältigen Schaffen neben Zeichnungen auch Gemälde und Installationen, scheinbar kollektive Wahrheiten. Er reflektiert selbst das Scheitern als Metapher menschlicher Existenz und entdeckt in den politischen Weltläufen die Paradoxie als herrschende Struktur. Aktuelle Themen in Form von Geschichten zu fassen, die eine präzise Balance zwischen Lust an der Narration und ironischer Brechung halten, prägen sein Werk und machen es unverwechselbar – und in hohem Masse unterhaltsam.
Being Vallotton, so der Titel der Ausstellung in der Villa Flora, zeigt den Künstler als grossen Bewunderer seines künstlerischen Vorbildes. Indem er gleichsam in die Rolle des Älteren schlüpft, schafft er eine eigenwillige Neuinterpretation des Klassikers und bindet das eigene Schaffen in die grossen kunsthistorischen Zusammenhänge ein. Nedko Solakov ist auch ein höchst unorthodoxer Konzeptkünstler, der die Welt, auch die Kunstwelt, mit Humor und Ironie betrachtet und die Meisterwerke der Vergangenheit aus zeitgenössischer Sicht neu interpretiert – als grandiose Hommage an Félix Vallotton.
Kuratiert von Konrad Bitterli