Niklaus Stoecklin | Liselotte Moser | Louisa Gagliardi
Reflexionen aus dem beständigen Leben
04.10.2025 – 01.02.2026 | Reinhart am Stadtgarten
1925 fand in Mannheim die legendäre Ausstellung Neue Sachlichkeit statt, die einer ganzen Kunstströmung ihren Namen verlieh. Als Hommage an diese Epoche zeigt das Kunst Museum Winterthur eine Ausstellung, die drei unterschiedliche, aber geistig verbundene künstlerische Positionen vereint, die allesamt in engem Bezug zur Neuen Sachlichkeit stehen: Niklaus Stoecklin, Liselotte Moser und Louisa Gagliardi. Der Untertitel verweist auf Adornos wichtige Schrift Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben, die er im amerikanischen Exil schrieb und die sich mit den Bedingungen des Menschseins im 20. Jahrhundert auseinandersetzt; so wie es auch – auf ihre Weise – die drei Künstler:innen der Ausstellung tun.
Der Basler Künstler Niklaus Stoecklin (1896–1982) zählt zu den Pionieren neusachlicher Kunst in der Schweiz und war selbst an der Mannheimer Ausstellung von 1925 vertreten – dies als einziger nicht-deutscher Künstler. Heute zählt er zu den bekanntesten Namen der Schweizer Kunst im 20. Jahrhundert. Die zehn Jahre später geborene Luzerner Malerin Liselotte Moser (1906–1983) gilt es indes erst noch zu entdecken. Den grössten Teil ihres Lebens verbrachte sie in den USA, wohin sie mit 21 Jahren ausgewandert war. Ihre Malerei orientiert sich an der Bildsprache der Neuen Sachlichkeit und des Amerikanischen Realismus; sie ist vom modernen Leben in Detroit ebenso geprägt wie von innerem Suchen und Fragen. Ihr Werk war in Europa erstmals vor ein paar Jahren im Nidwaldner Museum zu sehen. Die Ausstellung in Winterthur ist daher ihre erste grössere Schau in einem Kunstmuseum, wobei viele Arbeiten noch nie öffentlich präsentiert worden sind.
Eine wahre Entdeckung ist auch die jüngste Position in der Ausstellung: Louisa Gagliardi (*1989). Die in Zürich lebende Walliserin gehört zu den aufstrebenden Künstlerinnen des Landes und steht mit ihrer Kunst ganz in der Tradition einer figurativen Malerei, die Vallotton und die Neue Sachlichkeit vorbereitet haben. Mit ihren nüchtern-distanzierten, zugleich spektakulären Bildern bereichert sie den historischen Schwerpunkt der Schau und verbindet den historischen Dialog mit dem Hier und Jetzt.
Kuratiert von Andrea Lutz und David Schmidhauser