Brennendes Haus und gotische Kirche
um 1810
Museum Georg Schäfer, Schweinfurt
Das Bild wurde – wohl durch Vermittlung Goethes zusammen mit dem Bild Landschaft mit dem Regenbogen – von Herzog Karl August von Weimar 1810 erworben.
Das düstere Gemälde, auf dem die Kirche wie eine Vision auf wüstem, brennenden, mit kahlen Bäumen besetzten Grund aufscheint, erinnert an das Werk Vision der christlichen Kirche, die ebenfalls ausgestellt ist. So könnte man an einen ähnlichen Bildsinn denken, die dem religiösen Friedrich hier zugrunde lagen: Aus einer gottfernen, vielleicht heidnischen Dunkelheit und Zerstörung erhebt sich die Kirche als Symbol der Auferstehung. Helmut Börsch-Supan las Folgendes darin: «Der Untergang der irdischen Güter lässt das Heil der christlichen Religion erst sichtbar werden.» Nun sind aber Friedrichs Bilder meist komplex und vielschichtig. So könnte man darin auch eine historische Komponente erkennen: Das brennende Haus würde so gesehen auf eine primitive Vorzeit verweisen, aus deren Untergang das christliche Zeitalter aufsteigt, das Höheres, Menschliches verkörpert.
Auf bildlicher Ebene fällt auf, dass sich Friedrich hier der Herausforderung einer Nachtdarstellung stellte. Die Bewältigung dieser schwierig zu malenden Tageszeit hatte er bei der holländischen Landschaftsmalerei studieren können. Friedrich setzt in der dunklen Nacht zwei verschiedene Lichtquellen ein; ja stellt sie gleichsam in Konkurrenz zueinander. Eine Gegenüberstellung, die auch bei anderen Werken in der Ausstellung zu beobachten ist. Während unten grell das zerstörerische Feuer lodert, wird der Kirchturm oben von einem zarten, warmen Mondlicht beschienen. Auch hier liegt es nahe, dies in einen symbolischen Zusammenhang zu stellen.
(Quellen: Jens Christian Jensen, Sammlungskatalog Museum Georg Schäfer; Helmut Börsch-Supan/NN Jähnig, Werkverzeichnis, Nr. 185)