Kiefernwald mit Teich
um 1836
Museum Georg Schäfer, Schweinfurt
Das Bild gehört zu den spätesten Ölgemälden Friedrichs und wird von den Autoren des Werkverzeichnisses auf «um 1836» datiert. Das heisst, das Werk entstand nach dem Schlaganfall, den der Künstler am 26. Juni 1835 erlitt. Die Verfasser streben eine ganz enge und unzweideutige Interpretation an: «Die Baumstümpfe bezeichnen vergangenes Leben, während die jungen Kiefernbäume an die heranwachsende Generation erinnern. Die Boote, die am Ufer liegen, erwecken die Vorstellung von Ruhe und können ebenso wie in anderen Bildern ein beendetes Leben bedeuten […] Trotz der nächtlichen Stimmung wirkt das Grün der Vegetation kräftig, es kontrastiert als Farbe des Lebens und der Hoffnung mit dem intensiven Blau-Violett des Himmels, das Melancholie und religiöse Kontemplation bedeutet.» Der Friedrich-Forscher Jens Christian Jensen hielt dem Folgendes entgegen: «Wieweit solche eingehenden Interpretationen für das Verständnis des Betrachters hilfreich sind, muss bezweifelt werden. Die Stille, die von diesem Bild ausgeht, in der Vegetation, Ruderer und Kähne gleichsam wie erstarrt den Atem anhalten, teil sich ja unmittelbar mit.»
Abgesehen von den vielen Interpretationsmöglichkeiten lässt sich an der Malerei ablesen, wie der alte und kranke Friedrich hier einen seiner letzten Kraftaufwände betreibt: Über die graue Grundierung setzte er in zarten, fast flockigen Pinselzügen ein Blau, das bei aller Dunkelheit effektvoll mit den grünen Partien in einen Dialog tritt. Genau auf die Kreuzung von horizontaler und vertikaler Mittelachse – ins Bildzentrum also – setzte er die dünne Sichel des zunehmenden Mondes.
Quelle: Jens Christian Jensen, Gemälde der Sammlung Georg Schäfer, 2000, S. 85f.