Mann und Frau in Betrachtung des Mondes
Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie
Kontemplative Betrachtung der Natur, die auch zur meditativen Innenschau werden kann, ist ein Leitmotiv bei Friedrich und in diesem Nachtstück besonders elegant und wirkmächtig zugleich inszeniert. Anders als beim Wanderer über dem Nebelmeer ist hier aber nicht ein Individuum, sondern ein Figurenpaar in Betrachtung versunken.
Die Entstehungszeit dieses Gemäldes ist umstritten. Unterschiedliche Datierungen – zwischen 1818 und 1835 – sind vorgeschlagen worden. Es gibt von diesem Bild eine Version mit zwei Männern, die Friedrich seinem guten Freund Johann Christian Dahl geschenkt hatte, der es 20 Jahre bei sich behielt. So wie der Männer-Version eine Freundschaftsgeste zugrunde liegt, dürften auch diesem Gemälde Gedanken der Zuneigung und Verbundenheit zugrunde liegen. Vielleicht war das Werk ein Geschenk Friedrichs an seine Frau Christiane. Wie etwa Johann Christian Dahl vermutete.
In diesem ikonischen Bild können wir zahlreiche typische Elemente für Friedrichs Malerei erkennen: den Durchblick durch die Bäume, den Mond als Sehnsuchts- und Hoffnungsmotiv, die kompositorischen Finessen wie den Goldenen Schnitt (der genau durch den Mond läuft) und die altdeutsche Tracht, hier des Mannes, der eine politische Note innewohnt. Welche Lesart auch immer angewendet wird, die Bildfindung als solche wurde zu einem Inbegriff der deutschen Romantik, eine Art «Identifikationsbild», wie es der grosse Friedrich-Forscher Werner Busch nennt.